2020
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Datenströme über den Ferritstab
Eigener Radio-Sender
für Mittelwelle
Altes MW-Radio als Sender umfunktionieren

Sender und Empfänger mit zwei RadiosSoll der Klang der 60er Jahre auf einem Opa-Radio ertönen, so kann man einen AM-Transmitter bauen, oder einfach ein altes Radio mit Mittelwellenbereich umfunktionieren.

Drei Drähte, ein Kondensator und ein altes MW-Radio senden die Musik eigener Musikquellen in AM-Qualität auf z. B. 1151 kHz.
Wie links dargestellt, strahlt das als Sender umfunktionierte, offene, alte Radio auf kurzem Abstand ein überaus starkes Signal zu einem PL-390-Empfänger der moderneren Art. Die sichtbaren Kokodilklemmen sind im Einzelnen:

Schwarz Masse
Gelb NF-Einspeisung
Grün Antenne

Bei entsprechenden Jingles, Kompressor und Crossfader kommt so schnell das nostalgische Feeling der verbotenen "Zeezender" aus den 60ern wieder auf.

Bild: Flohmarktradio Grundig Signal 2000 als Sender


Das Prinzip alter Radios
In einer Zeit vor DAB spielten Taschenradios mit einem Batteriesatz mehrere Monate, je nach internem Aufbau. Die einfachsten Detektorempfänger mit Germaniumdiode und Luftspule auf einer Toilettenpapierrolle fand man in Bastelzimmern, die sogenannten Überlagerungsempfänger standen meist im Wohnzimmer und funktionierten mit Röhren. Um die schwachen Radiowellen mit ihrer Modulation im Empfänger hörbar zu machen muss dieses HF-Signal zunächst verstärkt werden. Da aber Verstärkerbauteile Frequenzabhängigkeiten aufweisen, ein Radio aber verschiedene Sender auf verschiedenen Frequenzen empfangen soll, benutzt ein Überlagerungsempfänger einen Trick.

Die Zwischenfrequenz Mischer und Mischergebnis
Um das Problem mit der Frequenzabhängigkeit zu umgehen wird ein Verstärker für nur eine Frequenz benutzt, der nur die feste, sogenannte Zwischenfrequenz verstärken können muss. Bei AM-Empfängern ist das meist der Wert 455 kHz. Ein mehrstufiger Zwischenfrequenzverstärker ist also nur für diese Frequenz zu dimensionieren und abzugleichen. Um das Empfangssignal mit unterschiedlicher Frequenz auf diese Art zu verstärken ist eine Frequenzmischung erforderlich. Bei einer Mischung sind mindestens zwei Komponenten beteiligt und im Radio sind dies die Empfangsfrequenz und die um 455 kHz versetzte Generatorfrequenz. Eine Komponente kommt über die Antenne vom Sender, die andere Komponente wird aber im Empfänger passend generiert. Ein solcher Empfänger enthält also einen Frequenzgenerator, der beim Drehen des Abstimmknopfes so verstellt wird, dass die Differenz zwischen Empfangssignal und Generatorsignal genau 455 kHz beträgt. Dieses Ergebnis kann dann dem Zwischenfrequenzverstärkerstufen zugeführt werden.

Das wesentliche Wort im vorigen Abschnitt ist Frequenzgenerator. Im Überlagerungsempfänger wird also eine um 455 kHz versetzte Frequenz erzeugt und diese Frequenz wird vom Gerät auch abgestrahlt und ist mit einem anderen in der Nähe aufgestelltem MW-Radio zu empfangen. Jedes Radio dieser Art ist also auch ein Sender! Da keine Modulation erfolgt, sieht das Empfänger-Radio nur den Träger des sendenden Radios und eine Feldstärkeanzeige würde ausschlagen. Bei einfachen Empfängern verschwindet bei dieser Frequenz lediglich das sonst hörbare Rauschen.


Der Aufbau Sender und Empfänger
Man nehme zwei Mittelwellenradios und stelle sie nah nebeneinander bzw. hintereinander. Das empfangende Gerät steht zum Beispiel auf 1000 kHz. Die Abstimmung am "Sender" muss nun auf 1000 kHz - 455 kHz = 545 kHz eingestellt werden - das ist quasi der Anfang des Mittelwellenbereichs. Daraus folgt, dass nur ab 1000 kHz aufwärts empfangen und "gesendet" werden kann, dafür aber auf jeder beliebigen Frequenz und nicht nur im 9 kHz-Raster. Taucht ein Träger auf, so sind alle Bedingungen erfüllt.

Das Sender-Radio muss nun geöffnet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass dies nur bei Batteriebetrieb ohne Gefahr für Leib und Leben möglich ist. Die Abbildung zeigt die unscharfe Platine eines Grundig Signal 2000 im Hintergrund, einem Flohmarktradio aus alten Tagen. Zur Modulation muss ein Sender eine Quelle in Form von Niederfrequenz (NF) erhalten. Dies ist meist Wort oder Ton aus einer entsprechenden Quelle, wie Smartphone, MP3-Player, usw. Ein 3,5 mm-Klinkenkabel am Kopfhörerausgang wird durch einen Kondensator von z. B. 0,33 uF zur Entkopplung an der Spitze des anderen Steckers angeschlossen. Der lange Teil des Steckers ist Masse und an geeigneter Stelle im Radio (Blech) zu fixieren. Mit dem offenen Anschluss des Kondensators kann nun (nur bei batteriebetriebenen Geräten!) vorsichtig der Punkt gesucht werden, der den Frequenzgenerator moduliert. Der Drehkondensator oder die Bereichsumschaltung können bei den verschiedenen Geräten als Orientierung dienen.

Ist der Punkt gefunden, so erklingt das Audiosignal im daneben stehenden Empfänger in typischer Mittelwellenqualität. Ein anderer Punkt in der Nähe auf der Platine kann ein Antennenanschluss für einen längeren Draht sein, wenn mehr als 20 cm in einem abgeschirmten Raum überwunden werden sollen. Bei entsprechenden Jingles, Kompressor und Crossfader kommt so schnell das nostalgische Feeling der verbotenen Seesender aus den 60ern wieder auf.

Dieses hier beschriebene Prinzip funktoniert auch bei FM/UKW und der ZF 10,7 MHz.


Wichtiger Hinweis:
Beim Betrieb dieser Schaltung sind die gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich des Sendebetriebs zu beachten, siehe auch: DualGate.html #recht. Das Experimentieren an offenen Geräten erfolgt auf eigene Gefahr. Netzspannung kann töten!


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